„Digital Detox ist nichts für mich…“

Mit seinem Bachelor- und Masterabschluss in der Tasche sucht Felix Dietrich jetzt nach neuen Herausforderungen. Am IfP steigt er in Lehre und Forschung ein und schreibt ganz nebenbei auch noch seine Doktorarbeit. Im Antrittsinterview verrät er uns, was er von der Künstlichen Intelligenz hält und was die wichtigste Anschaffung für seine Studierenden-WG war.

Felix Dietrich, Foto: Alicia Ernst
Von Lisa Kaus

Herr Dietrich, für den Anfang eine einfache Frage: Welche App nutzen sie am häufigsten für Ihre digitale Kommunikation?

Wahrscheinlich WhatsApp, obwohl ich es, bezogen auf die Preisgabe von persönlichen Daten, besser nicht machen sollte.

Gerade hat Ihr zweites Semester* an der JGU begonnen. In Mannheim unterrichten Sie bereits Data Science im Master, werden Sie auch in Mainz in die Lehre einsteigen oder möchten Sie sich ganz der Forschung und Ihrer Doktorarbeit widmen?

Ich bin zunächst fifty-fifty in Mainz und Mannheim angestellt, meine Promotion mache ich aber zu 100% in Mainz bei Herrn Prof. Dr. Reinecke. Bevor ich im letzten Semester meine Stelle in Mainz anfangen konnte, war die Lehrplanung bereits abgeschlossen. Deswegen habe ich in diesem Semester meine ersten Lehrveranstaltungen und halte jetzt zwei Seminare mit den Ausrichtungen Neue Medien/Online-Kommunikation und Medienwirkungsforschung. Mir macht die Lehre sehr viel Spaß, unter anderem deswegen habe ich mich für eine Karriere an der Universität entschieden.

* Anmerkung der Redaktion: Herr Dietrichs erstes Semester an der JGU war das Wintersemester 21/22

Welchen Rat würden Sie Studierenden im ersten Semester und welchen Rat Studierenden im letzten Semester geben?

Am Anfang des Studiums lohnt es sich, über den eigenen Horizont hinauszuschauen und sich auszuprobieren, selbst wenn das heißt, ein oder zwei Semester länger zu studieren. Gegen Ende des Studiums muss ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter natürlich für die Forschung plädieren. Ich glaube, für viele Studierende ist es während des Studiums schwierig, einen Zugang zur Forschung zu finden. Ich finde aber, dass diese Arbeit einen ganz besonderen Reiz hat.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren eigenen Studienstart?

(Lacht) Auch ich bin damals natürlich nicht wegen meiner Begeisterung für die Forschung in das Studium gestartet und hätte nie gedacht, dass Forschung eine berufliche Option für mich sein könnte. Erst durch meine Arbeit als studentische Hilfskraft wurde ich immer mehr an die Welt der Wissenschaft herangeführt.

Gab es eine Nervennahrung, die Ihnen dabei geholfen hat, den Unistress zu vergessen?

Kaffee! Ich habe mir zum Studienstart sogar extra eine Espressomaschine für meine WG gekauft. Mit der konnte man sehr guten Espresso machen und es wurde zu meinem Ritual, zu jeder Veranstaltung einen Kaffee mitzunehmen.

Was würden Sie Studierenden raten, die ebenfalls promovieren möchten?

Es ist wichtig, schon während des Studiums sorgfältig zu prüfen, ob man Spaß an der Forschung hat und das nötige Durchhaltevermögen mitbringt. Der Anteil der Arbeit, die man selbstständig erbringen muss, ist relativ groß. Das kann manchmal auch schwierig sein oder frustrieren. Ich habe mich nach meinem Bachelor bewusst für einen Forschungsmaster entschieden, um herauszufinden, ob ich auf Dauer an der Forschung interessiert bin. Bis jetzt habe ich zum Glück den Spaß daran nicht verloren.

Welche Anforderungen muss der Social-Media-Konsum für das Eintreten eines psychologischen Wohlbefindens erfüllen?

Ganz allgemein ist es für das psychologische Wohlbefinden wichtig, dass die Mediennutzung kontrolliert und reguliert abläuft. In diesem Fall sind positive Effekte wie beispielsweise Stressbewältigung, aber auch intrinsische Bedürfnisbefriedigung möglich. Bei mangelnder oder fehlgeschlagener Selbstregulation kann Mediennutzung jedoch auch von wichtigeren Aufgaben ablenken und Zielkonflikte hervorrufen.

Häufig treten mit Blick auf die psychische Gesundheit die negativen Aspekte der Nutzung von Social-Media in den Vordergrund. Können Sie uns als Ausgleich auch positive Auswirkungen nennen?

Vor allem die Emotionsregulation und die Bedürfnisbefriedigung sind zentrale Elemente. Ein weiterer Aspekt, welcher mich persönlich besonderes interessiert, ist das Unterhaltungspotenzial, welches von Sozialen Medien ausgeht.

Welche Gefahren und welche Vorteile sehen Sie in der künstlichen Intelligenz?

Interessant bei diesem Thema finde ich, dass Maschinen häufig eine Agency zugeschrieben wird, die jedoch im Grunde auf algorithmischen Entscheidungen basiert. Algorithmen werden aber wiederum von Menschen geschrieben und die künstliche Intelligenz lernt mithilfe dieser Algorithmen aus gesammelten Daten. Der Vorteil von Machine Learning ist, riesige Datenmengen zu verarbeiten und neue Muster zu entdecken — die daraus gewonnenen Erkenntnisse würde es ohne die Unterstützung von Computern nicht geben. Allerdings kann die Interpretation der Modelle in für den Menschen verwertbare Informationen komplex sein. Der große Nachteil der künstlichen Intelligenz ist demnach, dass sie Entscheidungen trifft, ohne diese begründen zu können.

Ist der Unterhaltungseffekt bei Social-Media-Plattformen größer, wenn diese ein ansprechendes Design haben?

Die Gestaltung und das Design von sozialen Medien interessieren mich bereits seit Längerem, auch bezogen auf die Frage, welche psychologischen Faktoren hierbei von Bedeutung sind. Spannend ist hierbei aber weniger die Frage, ob eine Plattform ein mehr oder weniger ansprechendes Design hat, sondern eher, inwiefern bestimmte Eigenschaften der Plattform das Nutzungsverhalten beeinflussen. Bislang wurde diese Frage aber, vor allem in Bezug auf Social Media Plattformen, selten systematisch untersucht.

Gibt es eine Social-Media-Plattform auf die Sie gut verzichten könnten?

Bislang verzichte ich auf TikTok, allerdings spüre ich seit einiger Zeit eine wissenschaftliche FOMO (lacht) die App auszuprobieren. Bis jetzt konnte ich mich aber noch nicht dazu durchringen, die App auf meinem Handy zu installieren.

Wie erklären Sie sich den aktuellen TikTok-Hype?

Im Social Media Kontext ergeben sich immer wieder neue Trends, wenn sich eine jüngere von einer älteren Generation abgrenzen möchte. Spätestens, wenn dann auch die eigenen Eltern (oder Uni-Dozent*innen) dort aufschlagen, ist der Trend vorbei (lacht). Aus einer wissenschaftlichen Perspektive interessiert mich aber vor allem die algorithmische Struktur von TikTok.

Wann haben Sie das letzte Mal Digital Detox gemacht?

(Lacht) Wenn man unter Digital Detox versteht, einen ausgedehnten Zeitraum keine digitalen Geräte zu verwenden, habe ich das noch nicht gemacht. Das liegt unter anderem daran, dass ich nicht an die beworbenen Effekte einer solchen Auszeit glaube. Ich habe zwar eine Zeit lang probiert, die Nutzungszeiten einzelner Apps zu limitieren, aber auch das tue ich mittlerweile nicht mehr. Autonomer habe ich mich dadurch nämlich auch nicht gefühlt.

Abschließend hat der Publizissimus noch ein kleines Quiz für Sie:

1. Frage: Auf was könnten Sie leichter verzichten?

Handy

☐Laptop

2. Frage: Was trifft eher auf Sie zu:

☐ Sie streamen eine Sitcom

☒ Sie schauen einen Dokumentarfilm im linearen Fernsehen

3. Frage: Was war für Sie leichter zu erlernen?

☐ Mandarin

☒  Programmiersprachen

*Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde bereits am 29.04.2022 geführt


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