Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.
Verkürztes Zitat von Immanuel Kant (zitiert nach Stangl, 2020)
Lachen ist gesund, Lachen ist die beste Medizin und noch dazu hoch ansteckend. Problem: Mit dem Alter vergeht uns statistisch gesehen das Lachen. Erwachsene lachen 20 Mal seltener als Kinder. Dabei hilft uns Humor nachweislich, schwierige Situationen zu meistern und negative Emotionen zu regulieren. Dies wurde schon in den 1960er Jahren durch Professor William F. Fry, dem Begründer der Gelotologie (Lachforschung), festgestellt. Damals wurde er noch offen belächelt (und wohl auch ausgelacht). Heute sind durch intensive Forschung von Lachforschern wie Lee Berk und Michael Titze, die positiven Auswirkungen des Lachens auf die Psyche und auch auf die körperliche Gesundheit klar belegt. Lachen hilft nachweislich, die Herzfrequenz und den Blutdruck zu senken, und wirkt als Eustress (positiver Stress), dient also dem Stressabbau.
Lachen stärkt das Selbstbewusstsein, setzt Endorphine frei und kann dafür sorgen, dass sich negative Gefühle wie Ärger, Wut und Trauer zumindest für den Moment in Luft auflösen. Es ist auch klar vom Lächeln abzugrenzen, da beim Lachen statt nur dem Kopf der gesamte Körper miteinbezogen ist (‚sich schütteln vor Lachen‘). Dabei werden über 300 Muskeln involviert. Allein der Lachmuskel, der Zygomaticus, spannt 15 Gesichtsmuskeln an. Nach William Fry fordern 20 Sekunden Lachen unseren Körper mindestens genauso wie drei Minuten Joggen. Lachen ist also sozusagen das Joggen ohne Laufen.
Lachyoga: „Lachen ohne Grund“
Am anderen Ende der Welt, in der indischen Metropole Mumbai, beschäftigt sich der Mediziner Madan Kataria seit Jahren mit ganz ähnlichen Forschungsfragen. Nach vielen Recherchen fand er heraus, dass Humor nicht zwingend notwendig ist, um die positiven Effekte von Lachen zu erleben. Das macht es insofern einfacher, als dass der Sinn für Humor eine mehr oder weniger festgelegte Persönlichkeitseigenschaft ist, und nun jeder unabhängig dessen die Endorphinausschüttung herbeiführen kann. Das natürliche Lachen wird dabei auf motorischer Ebene durch simuliertes Lachen ausgelöst, also über eine kognitive Komponente. Das Gehirn kann nicht zwischen echtem und simulierten Lachen unterscheiden, da ein sogenanntes Lachnetzwerk zwischen der motorischen, der emotionalen und der kognitiven Komponente besteht. Wird einer dieser drei Bereiche angesprochen, werden alle drei Bereiche aktiviert. Auf Basis dieser Erkenntnisse erfand der Facharzt Kataria zusammen mit seiner Frau und Yogalehrerin Madhuri 1995 das Lachyoga, auch Hasya Yoga genannt. Es ist eine heitere Form des Yogas, die aus einer Kombination aus Atem-, Dehn und Rhythmusübungen sowie spielerischen pantomimischen Lachübungen besteht. Es wird ein absichtliches Lachen oder auch „Lachen ohne Grund“ erzeugt, dass nach einiger Zeit automatisch in ein natürliches Lachen übergeht.
Am Anfang kommen sich viele dämlich vor
Die positiven Effekte von Lachyogaübungen sind wissenschaftlich bewiesen und mittlerweile gibt es tausende Lachclubs und ähnlichen Einrichtungen in über 75 Ländern. Eine Gruppen-Lachyogastunde strukturiert sich meist in fünf Schritte: Zuerst wärmt man sich auf, meist durch rhythmisches Klatschen, wodurch anfänglichen Hemmungen reduziert werden sollen. Dann folgen Atemübungen, um abzuschalten und Entspannung zu fördern. Als nächstes kommt das Kichern, um erste Endorphine anzustoßen. Danach geht es los mit den Lachyoga-Übungen, wie zum Beispiel das „Kataria-Lachen“ oder das „Anerkennungslachen“. Diese und viele weitere Lachyogaübungen finden sich im Internet. Zum Ausklang wird am Ende noch eine Runde meditiert. Zu Beginn können die Übungen komisch wirken und vielleicht auch dämlich, aber gerade, wenn man sich dann im Spiegel anschaut, muss man erst recht lachen. Also einfach ausprobieren! Und wenn es dann auf die Schnelle nicht so klappt, dann versuch einfach trotzdem, mehr frei zu lachen und ebendiese Momente zu genießen! An Tipps und Anleitungen mangelt es in der Netzwelt nicht.
Ich träume, aber klar doch!
Im Laufe unseres Lebens bleibt nicht nur das Lachen auf der Strecke, sondern oftmals auch der Schlaf. Spätestens in der nächsten Klausurenphase sparen wir Studierende beim Nachtschlaf. In der Langzeitbeobachtung zeichnet der Neurologe Johannes Mathis das Bild einer Always-on-Gesellschaft. Zwischen 1900 und 2000 lag die durchschnittliche Schlafdauer in den Industrienationen bei rund 9,5 Stunden. Aktuell ist sie auf schätzungsweise 7 Stunden zusammengeschrumpft. Auf der Langdistanz sind das rund sieben Jahre, die ein erwachsener Mensch heute länger im Wachzustand verbringt. Ist das nun gut oder schlecht?
Die These, dass sich das menschliche Gehirn an diese deutliche Verkürzung der Schlafdauer gewöhnt hat, ist gewagt. Für viel wahrscheinlicher halten Fachleute, dass die meisten Menschen unter einem chronischen Schlafdefizit leiden (Prof. Dr. Johannes Mathis, Facharzt für Neurologie).
Das ausreichend Schlaf wichtig ist, ja sogar überlebenswichtig, ist keine Neuigkeit. Gerade von den Eltern hören Studierende das meist öfter als sie es wollen. Aber neben der Schlafdauer ist auch die Schlafqualität entscheidend. 20-30 Prozent der Deutschen haben laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) gelegentlich Schlafstörungen. Erfahrungen mit Alpträumen hat auch fast jeder junge Erwachsene schon gemacht. Am häufigsten treten diese im Kindesalter auf und vermehrt auch in stressigen Phasen (beispielsweise vor Prüfungen kennen das viele). Was genau beim Träumen passiert, wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt erforscht, genauer gesagt seitdem der REM-Schlaf 1953 entdeckt wurde.
Jeder träumt, die wenigsten erinnern sich daran
Die Rapid-Eye-Movement-(REM)Phasen sind die Zeiten, in denen wir träumen. In diesen Zeiten ist unser Gehirn während des Schlafs am aktivsten. Grundsätzlich tritt dieses Schlafstadium bei jedem Menschen vier bis fünf Mal in der Nacht auf und wird immer wieder unterbrochen vom NON-REM-Schlaf oder Tiefschlaf. Es gibt deswegen auch niemanden, der behaupten kann, nicht zu träumen. Häufig können wir uns nur nicht daran erinnern. In den REM-Phasen oder auch Traumphasen wird das am Tag Erlebte sowie Sorgen und Ängste, die einen beschäftigen, verarbeitet. Das ist grundsätzlich sehr hilfreich und notwendig für den Körper. Treten die negativen Ereignisse in Träumen jedoch zu häufig auf, kann das vermehrt negative Auswirkungen haben. Es kann zu Müdigkeit, einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit am Tag, einem geminderten Wohlbefinden und in Kombination mit Schlafmangel zu einer steigenden Belastung für das Herz führen.
Darüber hinaus sind die positiven Effekte von qualitativ hochwertigem Schlaf immens: Der Körper wird gestärkt, die Kreativität gefördert, Gelerntes wird verankert und tatsächlich können auch Probleme des Alltags durch eine neue Verknüpfung von Informationen gelöst werden. Wie genau also kann man seine Schlafqualität aktiv verbessern? Wenn man sich einfach vorstellt etwas Bestimmtes zu träumen, klappt das eher selten, dafür ist das, was uns am Tag sonst durch den Kopf geht, zu dominant. Aber es gibt eine Strategie, die Hilfe verspricht: das Luzide Träumen.
Ich träume mir die Welt, widdewidde sie mir gefällt
Beim Luziden, Träumen oder auch Klarträumen ist sich eine Person während des Traums des Traumzustands bewusst. Die Person kann dieses Bewusstsein dazu nutzen, den Traum aktiv zu steuern und sich so eine eigene Traumwelt erschaffen. Erlebt wurden solche Zustände wahrscheinlich schon vor langer Zeit, doch es gab keine Beweise dafür. Einer der ersten Wissenschaftler, der einen Beweis für das luzide Träumen lieferte, war vor 35 Jahren der amerikanische Psychologe Stephen LaBerge. Er demonstrierte im Schlaflabor, dass er seine Augen auf eine vereinbarte Art und Weise im Klartraum bewegen konnte. Danach gab es eine Vielzahl von Experimenten und Untersuchungen zum luziden Träumen.
Zunächst war abgesehen von der Existenz nicht klar, was genau bei diesem Vorgang im Gehirn passiert. 2010 haben Wissenschaftler der Max-Planck-Institute sowie der Berliner Charité herausgefunden, dass während des Klarträumens der präfrontale Kortex, der für die Ausführung komplexer Handlungsabläufe und der Entstehung von Gefühlen mitzuständig ist, stärker aktiviert wird. Nicht ganz so sehr wie im Wachzustand, aber laut Simone Kühn vom Max-Planck-Institut könnte man das schon ‚Metakognition‘ – also eine Auseinandersetzung mit den eigenen kognitiven Prozessen – nennen. Warum aber sollte man nun Klarträumen lernen?
Diese Strategie hilft, übermäßige Alpträume in eine positive Richtung zu lenken. Negative Erlebnisse oder Sorgen wird man sowieso verarbeiten, denn der Mensch hat, wie bereits erwähnt, mehrere Traumphasen und sowieso ist es sehr schwer überhaupt jede Nacht, klar zu träumen. Außerdem kann man im Luziden Traum Dinge tun, die im realen Leben nicht möglich sind und motorische Fähigkeiten können im Traum für den Wachzustand geübt werden. Die Fähigkeit, mehrere Informationen zu neuen Lösungen zu koordinieren, ist im Klartraum ebenfalls verbessert.
Wie kann man Luzides Träumen lernen?
Es gibt im Internet eine Vielzahl von Websites, Blogs und Ratgebern zu diesem Thema mit vielen Tipps zum Erlenen von Klarträumen. Zwei davon sind:
Ein Traumtagebuch führen. Das hilft, um sogenannte ‚Dream Signs‘ zu identifizieren, also Dinge/Orte/Personen, die häufig im Traum vorkommen und die es auch im echten Leben gibt. Wenn man diesen Dingen im echten Leben dann begegnet, fragt man sich ernsthaft ob man träumt und führt einen ‚Reality Check‘ durch. Dadurch baut diese Frage dann irgendwann auch bei Begegnung von ‚Dream Signs‘ in seine Träume ein.
Reality Checks durchführen. ‚Reality Checks‘ dienen dazu, herauszufinden, ob man sich in der Realität oder im Traum befindet. Zum Beispiel kann man die Finger seiner Hand zählen oder die Nase zuhalten und versuchen, durch die zu atmen. Wenn dies anders ist als normal, ist das ein Zeichen, dass man träumt. Wenn man dies in seinen natürlichen Alltag einbindet, steigt die Wahrscheinlichkeit der Übernahme in den Traum.
Natürlich gibt es noch viele andere Techniken und am besten bewährt hat sich für die meisten Klarträumer eine Kombination aus mehreren Strategien.
Für einen besseren Schlaf und leichteres Einschlafen kann man außerdem versuchen, eine Einschlafroutine zu etablieren, ein wenig zu meditieren – zu empfehlen ist dafür z.B. die App „7 Mind“ – oder auch eine Runde Lachyoga!
Lachyoga und Luzides Träumen kann Beides zu Beginn schwer umzusetzen sein, aber wenn man dranbleibt, dann bieten sie Potenzial für viel Ruhe, Gelassenheit und Freude in jeglichen herausfordernden Situationen. Jeden entspannt allerdings auch etwas anderes, denn jeder ist unterschiedlich, deswegen empfiehlt es sich, einfach viele Dinge auszuprobieren!